Atemi, Würfe und Ukemi
Nicht auf Kraft und Gewalt kommt es an, sondern auf den gezielten Einsatz der individuellen Fähigkeiten zur Selbstverteidigung. Die Verteidigungstechniken sind leicht erlernbar und vielseitig anwendbar.
Die erste mögliche Prüfung zum 5. Kyu-Grad ist der Gelbgurt.
Alle unterschiedlichen Grade zusammen ergeben ca. 160 Techniken. So stehen dem Ju-Jutsuka bei den vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten einer einzigen Technik mehr als 1000 Verteidigungsvarianten zur Verfügung. Bis dahin ist es natürlich ein langer Weg. Aber den geht der Trainierende nicht allein!
Auch wenn beim Ju-Jutsu ausschließlich von Ausweichen und Nachgeben gesprochen wird und passives Verhalten höchste Priorität besitzt, gibt es durchaus Schläge, Tritte und Stöße, die vom Ju-Jutsuka ausgehen. Hierbei handelt es sich um harte Techniken, die unter dem Begriff Atemi zusammengefasst sind.
Neben Atemi gibt es noch verschiedene Würfe, zum Beispiel Hüft- oder Schulterwurf, mit denen der Ju-Jutsuka sich offensiver verhält. Dennoch nutzt er immer die Kraft des Angreifers. Dadurch wird das ökonomische Prinzip eingehalten, mit dem geringst möglichen Aufwand den größten Nutzen zu erzielen. Die Konstellation Kraft gegen Kraft ist tabu.
Neben den harten Techniken gibt es weiche Techniken. Mit den weichen Techniken blockt, sperrt und würgt der Ju-Jutsuka den Angreifer, ohne ihn dabei verletzen zu müssen.
Ein wichtiger Punkt im Ju-Jutsu ist Ukemi - die Fallschule.
Fallen erfordert zunächst Selbstüberwindung und Körperbeherrschung. Der Anfänger muss lernen, die Wucht des Falles auf den ganzen Körper zu verteilen. Diese Falltechnik wird in kleinen Schritten geübt und gipfelt im "freien Fall".
In der waffenlosen aber dennoch effektiven Selbstverteidigungsform Ju Jutsu sind die Abwehrprinzipien sämtlicher Budodisziplinen, wie Judo, Karate, Taekwondo und Aikido enthalten:
Judo-Prinzip: Nachgeben, um zu siegen
Wenn der Ju-Jutsuka angegriffen wird, kann er sich ein Judo-Prinzip zunutze machen: Sollte der Angreifer stoßen, so weicht er aus und zieht an dem Angreifer. Dadurch kann er ihn aus dem Gleichgewicht bringen und mit einer Wurftechnik zu Fall bringen. Sollte der Angreifer ziehen, so stößt der Verteidiger und erzielt den gleichen Erfolg mit einer anschließenden Wurftechnik.
Aus dem Bereich Judo stammen auch noch einige Armhebel- und Würgetechniken.
Aikido-Prinzip: Umleiten der gegnerischen Kraft durch Bewegung
Als weitere Alternative kann der Ju-Jutsuka sich ein Aikido-Prinzip zunutze machen: Der Verteidiger versucht grundsätzlich auszuweichen und den Angreifer ins Leere laufen zu lassen. Dabei wird der Angreifer in eine Dreh- und Kreisbewegung des Verteidigers geleitet, um so sein Gleichgewicht zu brechen und die Angriffsenergie gegen ihn selbst zu lenken.
Es fügen sich Wurf- und Hebeltechniken an, mit denen der Angreifer erst zu Fall und anschließend unter Kontrolle gehalten wird.
Karate- und Taekwondo-Prinzip: Konzentration der Kraft
Dem Karate und Taekwondo entstammen vor allem die harten Abwehrtechniken. Tritte, Schläge und Stöße sind zugleich mit Kraft und Dynamik einzusetzen. Arme und Beine werden mit maximaler Geschwindigkeit gegen einen möglichst kleinen Angriffspunkt gerichtet, um die Kraft zu konzentrieren.
Vor einem solchen Gegenangriff gilt immer das Prinzip des Nachgebens. Es muss versucht werden, dem Gegner geschmeidig auszuweichen, um seine Kraft ins Leere zu leiten. Im Training erfordert dies äußerste Körperbeherrschung, da die Bewegung kurz vor dem Ziel abgestoppt wird, dabei aber dennoch dynamisch ausgeführt werden muss.